Dave Tomlinson bewahrt die Freezers mit seinem späten Tor gegen Krefeld vor der großen Krise
Von Björn Jensen, Lutz Wagner
Hamburg - Ganze drei Sekunden trennten die Hamburg Freezers am Sonntag im Punktspiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen die Krefeld Pinguine vor dem Absturz in eine große Krise. Doch dann erzielte Dave Tomlinson den erlösenden Treffer zum 4:3 (1:1, 2:2, 1:0)-Endstand und entschärfte damit erst einmal die dennoch angespannte Situation.
"Keine Frage, wenn wir diese Partie nicht gewonnen hätten, wäre Feuer unterm Dach gewesen", ließ Geschäftsführer Boris Capla keinen Zweifel an der Bedeutung des Erfolgs gegen den Tabellennachbarn vom Niederrhein. Nach dem 2:3 am Donnerstag in Berlin hätte eine Schlappe die dritte Niederlage in Folge bedeutet, und das wäre schon die zweite "Dreier-Packung" innerhalb der letzten zehn Spiele gewesen.
Dabei hätte das Spiel für die Eisschränke gar nicht besser beginnen können. Bereits nach 56 Sekunden traf Bobby House in 5:4-Überzahl nach einer Kombination über Dave Tomlinson und Brad Purdie zur umjubelten 1:0-Führung. Für House, den Toptorjäger der Vorsaison, war der erst zweite Treffer in seinem 18. Spiel wie eine Erlösung, denn zum wichtigen 2:1 durch Brad Purdie (24., erneut im Powerplay) steuerte er auch noch einen Assist bei. "Es ist gut, jetzt mit Brad und Dave in einer Reihe zu spielen. Ich denke, man hat gesehen, daß diese Umstellung richtig war", sagte der 31jährige Kanadier.
Als Brandon Reid in der 27. Minute mit einem eiskalten Lupfer unter die Latte sogar auf 3:1 erhöhte, schien die Partie bereits gelaufen. Doch einmal mehr brachten sich die Freezers durch grobe Nachlässigkeiten und individuelle Fehler in der Abwehr in Schwierigkeiten. Noch im Mitteldrittel kamen die kampfstarken Gäste durch Seliwanow und Brulé zum Ausgleich.
Nach einem wechselhaften Verlauf des Schlußdrittels war es ausgerechnet Krefelds Stürmer Scott King, der Sohn des Freezers-Trainers Dave King, der die Gastgeber förmlich zum entscheidenden Treffer einlud. Nachdem in der 56. Minute schon sein Teamkollege Steve Brulé auf der Strafbank hatte Platz nehmen müssen, folgte ihm 21 Sekunden später Scott King und sorgte damit für eine 99 Sekunden währende 5:3-Überzahlsituation zugunsten der Eisschränke. Doch diesmal versagten den Freezers die Nerven. "Bei 5:4 war das Powerplay super, aber bei der 5:3-Situation hat einer seinen Platz verlassen, schon geriet das ganze System durcheinander", erklärte Brad Purdie die vergebene Großchance, die die Fans in der zum fünften Mal ausverkauften Color-Line-Arena mit einem bitterbösen Pfeifkonzert quittierten. Dave King war trotz der Nachlässigkeit seines Sohnes von dessen Leistung angetan. "Scott ist ein toller Spieler. Aber es wäre nicht gut, ihn in mein Team zu holen, das würde nur zu Spannungen führen."
Differenzen hätte es auch gegeben, wenn die Hausherren die letzte sich bietende Überzahlsituation nicht genutzt hätten, als elf Sekunden vor dem Ende Pinguin Shayne Wright auf die Sünderbank beordert wurde. Der momentan erfolgreichste Freezers-Torjäger Dave Tomlinson tat dies mit seinem neunten Saisontreffer jedoch resolut. Die Pfiffe verstummten, die Party auf den Rängen konnte beginnen.
"Der Slogan ,Refuse to lose' (Lehne es ab, zu verlieren) hat sich heute wieder bewahrheitet. Die Mannschaft hat gezeigt, daß sie in jeder Sekunde gewinnen wollte. Dafür ist sie belohnt worden", lobte King sein Team. "Natürlich sind die Jungs müde, deshalb ist es gut, daß wir jetzt eine Woche Pause haben. Nach dem trainingsfreien Montag werden wir aber wieder hart an Tempo und Abschluß feilen."
Statistik: 1:0 (0:56) House (Tomlinson, Purdie) 5-4, 1:1 (9:32) Kurtz (King, Seliwanow) 5-4, 2:1 (23:53) Purdie (House, van Impe) 5-4, 3:1 (26:12) Reid (Dowd, Johnson), 3:2 (28:20) Seliwanow (Brulé), 3:3 (36:25) Brulé (Kurtz, Herperger)é, 4:3 (59:57) Tomlinson (Purdie, Peacock) 5-4. - Strafminuten: Freezers 6/Krefeld 12. - SR: Dahle (Berlin). - Z.: 12 803 (ausverkauft).