Somali-Wildesel im Tierpark Berlin: Die seltensten Fohlen der Welt
Als hätten sich Tabata, Savanna, Tini und Suri abgesprochen: Innerhalb von einer Woche purzeln im Tierpark Berlin gleich vier zierliche Eselchen in den Wüstensand ‒ die ersten seit vier Jahren. Zwei kleine Stuten erblickten am 14. und 17. Juli das Licht der Welt und am 21. Juli folgten zwei kleine Hengste. Auch Vater Stan scheint mächtig stolz auf seinen putzmunteren Nachwuchs zu sein. „Mit diesen vier Fohlen sind im Tierpark Berlin seit 1979 insgesamt 70 Somali-Wildesel geboren worden“, berichtet Kurator Dr. Florian Sicks. „Damit ist die Herde im Tierpark Berlin mit inzwischen elf Tieren eine der größten in Europa.“
Der Somali-Wildesel, der ein wenig so aussieht als wäre er eine Kreuzung aus Pferd und Zebra, ist in Wirklichkeit die einzige heute noch lebende Unterart des Afrikanischen Wildesels, von denen auch unsere Hausesel abstammen. Das natürliche Verbreitungsgebiet des Somali-Wildesels liegt im trockenen Busch- und Grasland Ostafrikas. Es leben nur noch schätzungsweise 600 Somali-Wildesel in Äthiopien und Eritrea. Ob es ihn in Djibouti und Somalia noch gibt, ist unbekannt. Der Rückgang ihrer Population liegt damit bei 95 % innerhalb der letzten 35 Jahre. Deshalb wird der Somali-Wildesel von der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft und gilt als die seltenste Pferdeart der Welt.
Die größte Bedrohung für den Somali-Wildesel ist die Jagd und die Konkurrenz um Wasser und Nahrung mit Haustieren. Hiervon sind insbesondere Weibchen mit kleinen Jungtieren betroffen, die weniger mobil sind. Zwar schützen der Yangudi-Rassa National Park (4,731 km2) sowie das Mille-Serdo Wild Ass Reserve (8,766 km2) den Somali-Wildesel, doch beide Parks werden von einer großen Anzahl von Bauern und deren Haustieren intensiv genutzt.
Da der Bestand im natürlichen Lebensraum immer stärker abnimmt, wird die in Zoos gehaltene Reservepopulation immer wichtiger. In Europäischen Zoos leben derzeit etwa 160 Somali-Wildesel in 35 Einrichtungen, die im Rahmen eines EEPs koordiniert werden. Das sind rund zwei Drittel aller Tiere außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes. „Beim Aufbau dieser Reservepopulation hat der Tierpark Berlin eine wichtige Rolle gespielt“, erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Die Tiere in Europa gehen auf rund 15 Somali-Wildesel zurück, die damals glücklicherweise aus der Wildbahn in Zoos gebracht wurden. Inzwischen sind es immer mehr die Zoos, die die Populationen in der Wildbahn wieder aufstocken.“
Der Tierpark Berlin erhielt seine ersten Tiere 1976 aus dem Wildschutzreservat Hai-Bar in Israel. Ebenfalls rekordverdächtig: Der damalige Kurator im Tierpark, Claus Pohle, führte das Internationale Zuchtbuch für Somali-Wildesel ganze 41 Jahre lang von 1973 bis 2014.
Heißer Tipp: Die vier Zuckerschnuten sind noch auf der Suche nach einem liebevollen Paten!
Bilder © 2017 Tierpark Berlin